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Zwischen den Jahren

atog28

Der Februar 2000 hatte 29 Tage, genauso wie der Februar vier Jahre zuvor und vier Jahre später. Aber der Februar 2100 wird nur 28 Tage haben.

Was nutzt uns das? Und warum sitze ich vor dem Rechner, zeitlich gesehen irgendwie „zwischen den Jahren“ und schreibe was über Februar 2100? Hat das einen Bezug zu Magic? Natürlich.

Mich fasziniert dieser Tage die Formulierung, dass man sich „zwischen den Jahren“ befindet. Ich finde das spannend. Dazwischen? Also das eine Jahr ist zu Ende, aber das andere Jahr ist noch nicht enttappt? Wir haben doch noch ein paar Tage…

Die Formulierung erklärt natürlich wieder Onkel Wiki. Onkel Wiki beginnt, wie es so seine Art ist immer ausschweifend zu antworten, mit dem gregorianischen Kalender und ich unterbreche ihn nicht – wenn Onkel Wiki einmal begonnen hat, etwas zu erzählen, wird es schon irgendwann zum Thema führen (ok, Onkel Wiki ist da mein Vorbild).

Er führt an, dass Papst Gregor der dreizehnte (die anderen zwölf kennt keine Sau, aber der dreizehnte hatte Ahnung von Marketing und seinen Namen in die Geschichtsbücher geprägt, praktisch, dass man auch gerade den Buchdruck erfand) den Kalender reformierte. Das wusste ich schon. Was ich aber nicht wusste war, dass die Reformierten den reformierten Kalender ablehnten, da der Papst ihn reformierte.
So kompliziert kann Religion sein. Onkel Wiki erklärt, dass in manchen Gegenden (vorherrschend protestantisch) der alte Kalender (julianische, falls euch jemand fragt) noch bis zum Jahr 1700 weiterbenutzt wurde und zu doppelten Datumsangaben führte. Ich staunte.
Da wurden also bereichsübergreifende Schriftstücke mit „5./15. Oktober 1582“ datiert, je nachdem in welche „Zeitzone“ sie fielen? Was für ein Jetlag! Dass der gleiche Wochentag blieb, sei nur am Rande erwähnt.

Was sich auch änderte, war der Jahresbeginn, der in gleicher Reform auf den 1. Januar geändert wurde. Onkel Wiki greift zu einem Langenscheidt und liest daraus vor: „Damit kam es zu Ãœberschneidungen von 11 Tagen (greg./jul. Kalender) und gleichzeitig einem Jahr (zwischen Neujahr und Ostern): „am 10./21. Februar 1751/1752.“
Aus heutiger Sicht kaum zu verstehen (aber es gibt auch heute weitere Kalender ausser dem in der westlichen Welt verwendeten gregorianischen). So kam es also dazu, dass man sich in diesem Zeitraum nach Weihnachten zwischen den Jahren befand, denn nach der Zeitrechnung des „neuen“ Kalenders war ja schon ein anderes Jahr.

Da Onkel Wiki hier aber undeutlich murmelt – zurück zu Magic; habt ihr schon mal was gespielt zwischen den Runden? Also für die Regelkundigen: nach der Cleanup und vor der Untap des nächsten Spielers? Im Limbo, wo niemand aktiver Spieler ist, weil keiner dran ist – denn es ist ja „zwischen den Runden“?

Damit kein falscher Eindruck entsteht: die aktuellen Magicregeln schliessen diesen Zeitraum ausdrücklich aus. In einer Regel, die „300.2“ heisst, ist unter anderem geregelt: „[…] No game events can occur between turns, phases, or steps. […]“ und obwohl diese Regelung reichlich überflüssig aussieht, gab es mal die Möglichkeit, zwischen den Runden was zu spielen.

WARNUNG – Sie verlassen bekanntes Gebiet – WARNUNG
Die nachfolgenden Absätze führen uns zurück in die Magic-Welt, wie sie vor ca. 1999 war. Was im folgenden an Regeln aufgestellt wird, ist heute teilweise unwahr. Sie wurden gewarnt…

Ich glaub, wer das nicht schon wusste, hält mich jetzt für genauso bekloppt wie die Kalendergeschichte da oben. Und gleichzeitig erinnere ich mich an die „alten“ Magic-Regeln. Man kennt sie unter dem Namen „fifth edition rules“. Mit Interrupt-Fenstern (stellt sie euch einfach wie lästige Popup-Werbung beim Spiel vor, in der meistens Counterspells zu sehen sind) und Damage Prevention-Fenstern (noch’n Popup). Zeiten, in denen man mit dem Mogg Fanatic entweder Kampfschaden machen konnte, oder die Kreatur opfern – ausser, sie war schon getappt denn dann machte sie keinen Schaden – wenn sie blockte.
Dafür konnte man noch einen Ball Lightning legen, wenn einem der Juggernault vorm Angriff weggetappt wurde. Oder man spielte um „Ante“ – eine Art von Small Blind. Auch zwischen den Jahren.
Als diese „neuen Regeln“ eingeführt wurden, da galten sie vielleicht im katholischen Turnierbereich, aber der protestantische Casual-Bereich in der kleinen Nische im Litfass spielte noch jahrelang (ich glaube bis etwa 2000) nach dem alten Kalender – äh – Regelwerk.

Aber zurück zu zwischen den Runden. Die Zeit zwischen den Runden nennt sich auch „Interturn“ – damit der Begriff bekannt ist, auch dass man den im MTG-List Archiv (Beispiel) finden kann.
Ich schiebe einfach mal ein Deck ein, wobei „einfach“ so eine Sache ist. Ganz so einfach ist es nämlich nicht, auf alte Decks zuzugreifen, vor allem, seit es TheDojo nicht mehr gibt.

Während für den geneigten Leser an dieser Stelle keine Zeit vergangen ist, habe ich bereits eine halbe Stunde gesucht – eine Deckliste des Decks, das ich hier stehen haben möchte. Schliesslich kenne ich noch die Key Cards und den Namen. Bei Starcity geht’s nur bis 2005 zurück, wir suchen aber eine Deckliste vom Februar 1998. Bei Wizards’ Decklistensuche finde ich auch nichts entsprechendes, ebensowenig wie bei Germagics NetArchiv oder PlanetMTG. Eine Suche im Onkel Google (der kegelt mit Onkel Wiki) findet nur wieder total Verzetteltes. Onkel Google zeigt mir Tauschlisten, Blog-Einträge vom Evil (da wurde ich stutzig), japanische Schulmädchen – die versteckt er schnell wieder (aber ihr wollt den Link, na schön) und zeigt mir statt dessen japanische Decklisten für Extended Formate. Dieser verstreute Professor.

Und schliesslich werde ich fündig. Die Pyramide, die den heiligen Schatz dieser Deckliste enthalten wird, steht vor mir. In Form dieser Webseite Cardshark (Chris Morphling, 15.3.2001). Der heisst Morphling? Wie geil. Warum nicht „Atog“?

Ich scrolle herunter (man kennt es von Pischners Kommentaren), aber die Deckliste ist nicht da. Für alle anderen Decks – aber nicht für „Wall of Boom“. Das kommt mir spanisch vor.

Nagut.

Deck

Fehlanzeige.

Also stellen wir uns ein Deck vor, dass es nur während drei Wochen im Mirage Standard (Typ 2) gab. Dieses Deck enthielt Wall of Roots (Card of the Day 25.2.2005), Stasis und Magma Mine. Manchmal konnte man die Combo wohl schon in der dritten Runde auslösen, die wie folgt funktionierte.

Man will irgendwie in diesen Interturn kommen, in diese Phase „0“ zwischen den Runden. Durch ein Time Vault Errata gab es da die Entscheidung, ob man einen Zug überspringen wollte. Da dies eventuell Mana kosten könnte, gab es diesen Interturn, in dem man dann auch Mana-Fähigkeiten spielen durfte. Manche Versionen nutzen hier andere Karten – möglicherweise Equipoise (das halte ich für nicht möglich) oder Sands of Time, aber belassen wir es dabei.

In diesem Interturn würde man jetzt die Wall of Roots aktivieren. Sie hat eine Limitation, dass man sie nur einmal pro Zug benutzen darf. Findige Regelfüchse argumentierten, dass ja kein Zug sei und man sie daher zweimal aktivieren darf. Und wenn man es zweimal machen darf, kann man es unendlich oft wiederholen. In den fifth edition rules wurden State-based Effects erst am Ende jeder Phase geprüft und nicht immer, bevor ein Spieler Vorrang bekommt (so ist es heute). Daher blieb die Wall of Roots im Spiel, da kein State based Effect sie aufräumte. Egal, wie viele –0/-1 Counter auf ihr waren. Mit diesem unendlich vielen Mana im Pool begann man nun seinen Zug und übersprang die Untap Phase (wegen Stasis). Das hatte den Vorteil, dass die State based Effects auch nicht griffen, man kein Mana Burn bekam und das im Interturn produzierte Mana so mit in die Upkeep nehmen durfte. So begann man also mit unendlich viel Mana im Pool die Upkeep und steckte das dann praktischerweise in die Magma Mine um Schaden auf den Gegner zu machen, der dann am Ende der Upkeep starb.

Diese Anormalie mit den „Interturns“ war allerdings auch für damalige Verhältnisse zu abgedreht. Als die Combo Stasis/Wall of Roots/Magma Mine entdeckt wurde, wurde sie genau für diese drei Wochen zugelassen, dann gab es von offizieller Seite die Entscheidung, dass es sich dabei nicht um eine Combo handelte und das Deck versank – wohl inklusive der Deckliste als Kapitän der nie von Bord geht – in den Analen der Magic Geschichte.

Tja.

Komisch ist, dass die Geschichte um das „Wall of Boom“ oder diese „Interturns“, die ja auf einem der misratenen Time Vault Errata basierte, vielen Spielern offensichtlich so gut in Erinnerung ist. Onkel Google kramte etliches an Zetteln, während wir uns hier unterhielten und mehr als dreimal hielt er mir einen Wisch aus Online-Foren unter die Nase, in dem jemand gerade zu der Zeit mit Magic begann – ein anderer kannte die Combo, die damals überall gespielt wurde (echt?). Tante Boardgamegeek (sie spielt diese Brettspiele) hatte sich auch mal für Magic engagiert, und in ihrem Forum ist natürlich auch die Wall of Boom Geschichte hängen geblieben.

Aber wer weiss schon, was Papst Gregor der zwölfte erreichte? Der dreizehnte ist es, dem heute alle den Kalender zuschreiben. Die „sixth edition rules“ der Zeitrechnung quasi. An so was wollen sich Menschen erinnern. Ich hoffe nur, dass ich die Geschichte nicht wieder so übertrieben geschildert bekommen will, wenn heute abend beim Draft jemand eine Wall of Bloom aufmacht. Schliesslich ist jeder dabei gewesen…

…halt nur ohne Deckliste.

Quellen / additional reading:
Magical Hack: Between A Rack And A Hard Place (Sean McKeown, 27.10.2006)
End of turn (MTGSalvation Forum, Mai 2005)
Magic: the Folklore (TMD Forum, 22.4.06)
MTG-L Archives Januar 1998, Woche 4 (in der Judgeliste in Woche 3)

Und, totally unrelated:
magictothenthdegree

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